Coronabedingt konnte auch dieses erste Event 2022 nur über Zoom laufen und war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Marketingclubs Berlin und Potsdam.

Nach der Begrüßung durch die Vizepräsidentin und Vorständin für Medien & PR des MC Berlin, Christine Carboni, kamen unsere beiden Keynote-Speaker zu Wort:

  • Bettina Jarasch, Bürgermeisterin und Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin, sowie
  • Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist bei enpal, dem ersten grünen Unicorn Deutschlands.

Senatorin Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) legte dar, dass Berlin bis 2045 klimaneutral sein will und sich dafür in einer Umbruchphase befindet. Der Klimawandel als größte Herausforderung unserer Zeit zwinge auch die Städte zur Mobilitätswende: ÖPNV-Ausbau, Einbindung der Randbezirke, sicherer Radverkehr, Neuaufteilung des Stadtraumes. Denn die Stadt sei für die Menschen und nicht für die Autos da.

Berlin soll das Schaufenster grünen Denkens werden, das alle mitnimmt: Wirtschaft wie Zivilbevölkerung. Die „gepflegte Feindschaft“ zwischen Grünen und Gewerkschaften sei vorbei, auch dort habe man erkannt, dass die Arbeitsplätze der Zukunft einen grünen Anstrich haben werden.

Sie appellierte an die versammelte Marketing Community, den Wandel zu emissionsfreiem Leben und Handeln machbar darzustellen und zu unterstreichen, dass dadurch das Leben gesünder, schöner und leichter werde. Auf diesem weg sollten wir uns nicht in Vegetarier und Fleischesser, in Auto- und Fahrradfahrer aufspalten, sondern gemeinsam was für eine lebenswerte Zukunft tun.

Berlin habe dabei sehr gute Voraussetzungen durch eine veränderungsbereite Zivilgesellschaft, innovative Startups, eine breit aufgestellte Wissenschaftslandschaft, eine gut ausgebaute Infrastruktur und viel Grün im Stadtgebiet. Alle werden vom grünen Aufbruch profitieren.

Dr. Wolfgang Gründinger vom Solardachinstallateur enpal erklärte, dass erst 10% aller Dächer mit Solaranlagen bestückt seien. Ebenso habe sich der Fleischkonsum nicht wesentlich gesenkt in den letzten 10 Jahren (in den letzten 3 allerdings schon) und vegetarische Wurstwaren haben erst einen Marktanteil von 3%.

Es müsse ein klarer Sinneswandel stattfinden, da mit individueller Moral und Verweis auf schlechte Vorbilder kein Klimawandel zu erreichen sei. Wie solle man eine Bewegung in der ganzen Bevölkerung aufbauen, wenn jeder darauf verweist, dass doch sein Nachbar noch nicht grün handelt, er es also auch nicht machen müsse.

Fragmentierte Verantwortung sei die Tragik der Almende (jeder nutzt gemeinsame Ressourcen übermäßig und bringt damit die ganze Gesellschaft in Gefahr). Als drastisches Beispiel nannte er die Osterinseln, wo nach einer jahrhundelangen Blütezeit riesige Holzstatuen gebaut wurden, um die anderen Stämme zu beeindrucken: Bis der letzte Baum gefällt war, alle Tiere erlegt, die Menschen zu Kannibalen und die Bevölkerung um 90% dezimiert wurde. Die Logik kollektiven Handelns kann in den Abgrund führen.

Als Lichtblick spielte er das Video „Leadership Lessons from a Dancing Guy“ (https://www.youtube.com/watch?v=_zBr8n_IN2I) vor, wo ein einzelner Tänzer auf einer Wiese alle Umstehenden und -sitzenden so lange motiviert, mitzutanzen, dass zum Schluss alle in wildem Tanz herumhopsen. So werden Bewegungen (Movements) erzeugt. Jüngstes Beispiel ist Greta Thunberg mit ihrem skolstrejk for klima, die die weltweite Fridays for Future-Bewegung auslöste.

Auch enpal habe so eine Bewegung ausgelöst, indem es die Solarpanelbranche innerhalb von 4 Jahren digital disruptierte: wenig Bürokratie, Anbieterauswahl, Miete statt hohe Anfangsinvestition, alles auf einer App steuerbar: Stromerzeugung wie -einspeisung. Dabei wird Klimaschutz zum Sekundärnutzen, Primärnutzen ist sichere, günstige Stromerzeugung. Allerdings sind noch einige regulatorische Hürden abzubauen: Strom teilen mit dem Nachbarn und das Aufladen des elektrischen Dienstwagens muss erlaubt werden. Genauso wie die Mitnahme von weiteren Taxigästen bei gleicher Fahrtrichtung oder die Senkung des Hafermilch-Mehrwertsteuersatzes auf das Kuhmilchniveau von 7%.

Dr. Gründinger setzte starke Schlussappelle: Die Alternative, anders zu handeln, muss einfach attraktiver werden (Zugfahren und arbeiten/lesen statt im Stau auf der Autobahn stehen, Fahrrad statt Auto, gesunde Gemüsepfanne statt fette Bratwürste mit Fritten. Denn: Was man nicht vermisst, ist kein Verzicht!

Danach stellte sich die neue Geschäftsstellenleiterin Bettina Klein kurz vor, die die letzten 15 Jahre im zeitgenössischen Kunstmarkt gearbeitet hat und sich auf die gemeinsame Arbeit mit allen Mitgliedern, Beirat und Vorstand freut.

Zum Schluss gab uns Vizepräsidentin Christine Carboni noch ein paar Updates zum Verein:

  • Es gibt 3 Arbeitskreise, die sich auf tatkräftige neue Mitstreiter freuen: Programm, Mitglieder und Content
  • Im 2. Quartal wird es eine Mitgliederbefragung geben
  • Ein Buddyprogramm wurde gestartet: neue werden erfahrenen Mitgliedern zugeteilt
  • Ein Mentoringprogramm für Studenten und Berufsanfänger soll auch in Berlin kommen, koordiniert von unserem Nationalen Marketing-Pionier-Sprecher Tobias York
  • Die neue MCB-Website ist inzwischen online, ein Infohub rund um das Clubleben und Marketing in der Hauptstadt mit Veranstaltungen, Jobbörse, Firmennews etc.
  • Nach dem Motto des 1. Quartals (Green Marketing) wird im 2. Quartal Lokales Marketing unser Leitthema sein.

Autor: Thomas Andersen, Mitglied des Beirats und geschäftsführender Gesellschafter der Startup-Beratung Andersen Marketing KG